Arztbesuche
Der Oktober fing an und schon hatte ich den ersten echten Arzttermin. Bisher hatte ich nur Videogespräche, was eigentlich ganz praktisch und zeitsparend ist. Allerdings gibt es einige Dinge, die man nur von Angesicht zu Angesicht erledigen kann. Es gibt hier öfter mal online-Fragebögen auszufüllen und beim letzten kam heraus, daß sich mein Arzt meine Füße ansehen sollte. Bei Diabetikern sollte das einmal pro Jahr gemacht werden, wie auch die Untersuchung beim Augenarzt. Wobei ich zugeben muß, daß ich in Deutschland auch nicht regelmäßig zum Augenarzt gegangen bin. Das ist ein Grund mehr, um demnächst mal einen Termin zu vereinbaren.
Mein erster echter Arztbesuch war am Donnerstag (01.10.2020) um 13:50 Uhr mit meinem Hausarzt. Bevor es los ging, hatte ich aber noch Bilder von der Bay Bridge gemacht. Ich war ohnehin schon recht aufgeregt, hatte auch ziemlich Kopfschmerzen und die Luftqualität war mal wieder sehr ungesund.
Am Eingang wurden wir wieder zu Corona-Symptomen befragt, ob wir Kontakt zu Personen hatten, die Corona haben usw. Dann mußte ich meine Krankenkassenkarte vorzeigen, sagen bei wem ich wann einen Termin habe und durfte schließlich zu den Aufzügen gehen. Dirk war natürlich wieder mit dabei. Wir fuhren in den 5. Stock und kamen zu einem großen Wartebereich. Um den Abstand einzuhalten, waren die meisten Stühle mit Schildern versehen und mit Bändchen umwickelt, damit sich da keiner hin setzt.
Am Empfang mußte ich meine Krankenkassenkarte vorzeigen. Ohne die Karte geht gar nichts, aber das ist ja auch in Deutschland nicht anders. Dann wollte sie einen Identitätsnachweis von mir haben. Eigentlich zeigt man dann den amerikanischen Führerschein vor, aber sie war auch mit meinem deutschen Führerschein zufrieden.
Wir saßen kaum ein paar Minuten, dann kam auch schon die Arzthelferin und holte uns ab. Zuerst mußte ich auf die Waage, dann wurde der Blutdruck gemessen und ich bekam so einen lustigen "Schnapper" an den rechten Zeigefinger. Wie ich hinterher erfuhr, hatte er die Sauerstoffsättigung im Blut gemessen. Sofort wurden wir nach der Grippeschutzimpfung gefragt, die gleich mit erledigt werden könnte. Noch als bei mir der Blutdruck gemessen wurde, wurde ich gefragt, ob ich die Mammographie gleich mitmachen wollte. Ich war ohnehin schon ziemlich aufgeregt und fühlte mich da ein bischen überfahren. Das wollte ich dann doch lieber mit meiner Frauenärztin vorher besprechen, ob es wirklich notwendig ist. Da es verdammt schmerzhaft ist, hätte ich das gerne vermieden.
Dann kamen wir in den Behandlungsraum, der Arzt kam kurze Zeit später dazu. Er hatte alles erklärt und auch alle meine Fragen ausführlich beantwortet. Dann kamen die Füße dran. Es war keine Rede davon, daß ich diabetische Füße hätte, so wie es mein Diabetologe früher behauptete. Es sah alles gut aus. Unter dem Fuß habe ich sowas Undefinierbares, was er als Hornhaut identifizierte. Da würde eine Hornhautfeile gut helfen. Hätte mein deutscher Arzt mir das nicht schon vor Jahren sagen können? Ich hatte mir jahrelang Sorgen gemacht und jetzt hörte ich, daß die Lösung eigentlich ganz einfach ist. Meine armen Plüsch-Hausschuhe sind schon wieder "durchgefressen".
Das Bild hatte ich auch mit. Anstatt mich auszulachen oder mir eine Predigt über schlechte Schuhe zu halten, hatte er mir die Lösung mit der Hornhautfeile mitgeteilt. Mein hoher Blutdruck war natürlich auch ein Thema. Vor und während Arztbesuchen bin ich immer sehr aufgeregt. Das war schon immer so. Allerdings war mein Blutdruck zu Hause auch nicht so gut und deshalb riet er mir zu einem Blutdrucksenker. Zusätzlich empfahl er mir ein Mittel gegen zu hohes Cholesterin, obwohl meine Werte völlig in Ordnung waren. Das Mittel soll gegen Herzinfarkt und Schlaganfall schützen, wie in einer amerikanische Studie bewiesen wurde. Er war sehr überzeugend und so willigte ich ein. Er hörte mich noch ab und ging kurz raus.
Ein Arzthelfer oder Pfleger (so genau weiß ich das gar nicht) kam dann rein und wir bekamen beide eine Grippeimpfung. Eigentlich wollte ich das nicht, denn nach der letzten Grippeimpfung hatte ich monatelang Grippesymptome und es ging mir richtig schlecht. Aber in Zeiten von Corona schien es mir ganz sinnvoll. Dirk wurde auch gleich geimpft. Er mußte nur kurz seine Krankenkassenkarte vorzeigen. Vorher wurden wir noch über die Nebenwirkungen aufgeklärt. Das mit der halbseitigen Lähmung hörte ich da zum ersten Mal. Es ist selten, aber es ist schon vorgekommen.
Mein Arzt kam wieder rein und brachte mir ein Zettel mit, wo nicht nur die neuen Medikamente drauf standen, sondern auch weitere Anweisungen für mich sowie mein Blutdruck, mein Gewicht, meine Temperatur, mein Puls und die Sauerstoffsättigung im Blut. Ich hatte 96 % und das ist schon ziemlich gut.
Es sollte noch ein EKG gemacht werden, dazu mußten wir in den 4. Stock. Am Empfang mußte ich meine Krankenkassenkarte vorzeigen und die Kreditkarte für die Selbstbeteiligung zücken. Gezahlt habe ich 20,01 Dollar. Das sind 17,05 Euro. Wir mußten ganze 10 Minuten warten und das kam uns schon richtig lange vor. Es ist schon putzig, wie schnell man sich an die kurzen Wartezeiten gewöhnt. Als Olga mit ihrem polnischen Akzent kam, entschuldigte sie sich erstmal mehrfach. Anfangs war sie wirklich sehr schwer zu verstehen. Das EKG wurde gemacht und schon konnte es weiter gehen.
Dann mußte ich ins Labor zur Blutabnahme und zum Abgeben der Urinprobe. Da gab es natürlich auch wieder ein Empfang. Das gleiche Spiel nochmal, diesmal mußte ich 15 Dollar bezahlen (12,78 Euro). Vor Aufregung fand ich die Tür zu den Toiletten nicht gleich. Als ich dann fertig war und den Becher am Empfang abgegeben hatte, wartete die Arzthelferin bereits auf mich zur Blutabnahme. Das ging recht zügig.
Danach mußte ich meine neuen Medikamente abholen (ebenfalls im Erdgeschoss). Das waren dann nochmal 30 Dollar, also umgerechnet 25,55 Euro. Da ich beide Medikamente noch nicht kannte, mußte ich noch kurz vor dem anderen Schalter warten. Dort klärte mich dann die Frau über die Nebenwirkungen auf. Erst dann bekam ich meine Medikamente.
Nachdem der Parkschein am Empfang im 4. Stock abgestempelt wurde, gingen wir sofort zurück zum Auto. Auf dem Weg dorthin stand der "kleine" Wachroboter. Ich stellte mich daneben, damit Dirk ein Foto machen konnte. Als ich dann zu ihm rüber sah, tönte es plötzlich: "Hi!" und ich erschreckte mich ziemlich. Vielleicht war es ein Annäherungsalarm oder er kann wirklich sprechen. Vielleicht sollte ich ihn beim nächsten Mal danach fragen.
Ob das Abstempeln nicht funktioniert hat oder ob es nur teilweise reduziert war, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ging die Schranke bei der Ausfahrt nicht auf. Es wurde 6 Dollar angezeigt, die noch zu zahlen sind. Na toll, dachten wir uns. In Deutschland hätten wir wieder zum Automaten gehen müssen. Hier gab es eine Öffnung für die Kreditkarte - echt praktisch.
Wir waren abends wieder im Wipeout, wo ich diesmal keine Fotos gemacht habe. Wir hatten beide keine Lust mehr zum einkaufen und kochen.
Der Sonnenaufgang am Freitag (02.10.2020) war durch den Dunst sehr speziell.
Da es bei Safeway immer Probleme mit der Mineralwasserversorgung gibt, hatte sich Dirk im Internet mal schlau gemacht. Er hat einen Getränkemarkt gefunden, d. h. eigentlich ist es sogar eine ganz Kette von einzelnen Geschäften. Parkplätze haben nur die wenigsten. Somit fuhren wir dann zu dem BevMo mit einem Parkplatz. Das war nicht gerade um die Ecke und wir kamen an Orte, wo wir wirklich nicht aus dem Auto aussteigen wollten. Schließlich kamen wir zu einem Industriegebiet, wo überall kaputte Autos und Wohnmobile standen, offensichtlich auch alle bewohnt. Es war echt gruselig und ich war so geschockt, daß ich davon keine Fotos gemacht habe. Es wurde immer schlimmer und als wir schließlich bei BevMo ankamen, fuhren wir nur über den Parkplatz und dann wieder zurück. Das wollten wir uns nicht antun. Wir hatten beide das Gefühl, sie würden unser Auto aufbrechen oder klauen, sobald wir im Geschäft verschwunden gewesen wären. Da werden wir sicherlich nie wieder hinfahren.
Auf dem Weg zu Safeway habe ich ein paar Fotos gemacht.
Bei Safeway gab es wieder Mineralwasser, allerdings nicht gerade viel. Wir kauften die letzten Reste auf.
Samstag (03.10.2020):
Am Sonntag (04.10.2020) sind wir zum Union Square gelaufen. Dirk wollte eine Gewürzmühle kaufen und sich nach einer Küchenmaschine umsehen. Zu Macy´s wollten wir auch, weil Dirk eine kurze Hose haben wollte. Für mich sollten es neue Hausschuhe und ein neuer Schlafanzug sein.
Zuerst ging es aber durchs Gebäude an der Treppe zum Fitnessbereich: Alles dicht!
Der Bereich wurde teilweise wieder geöffnet, allerdings unter strengen Auflagen. Es stehen auch nicht viele Geräte zur Verfügung.
Hausschuhe hatte ich leider keine gefunden. Nach einem Schlafanzug hatte ich erst gar nicht gesucht, das hatte ich irgendwie total vergessen. Aber Dirk hatte nach einer gefühlten Ewigkeit eine kurze Hose für sich gefunden. Zum Glück hatte er einen Sessel für mich gefunden, wo ich so lange sitzen konnte. Dieses stundenlange Stehen vertragen meine Füße nicht so gut. Ich hatte nach der Schuhabteilung schon müde und platte Füße.
Es sollten noch weitere Arztbesuche anstehen, aber das ist dann eine andere Geschichte.