Ausnahmezustand
Der Coronavirus hat uns fest im Griff. Seit Dienstag (17.03.2020) gilt für San Francisco die Ausgangssperre. Das Datum ist kein Zufall, denn am St. Patrick´s Day finden normalerweise überall die großen Paraden statt. Das ist dieses Jahr ausgefallen. Es wurden sämtliche Sportveranstaltungen abgesagt, aber bereits letzte Woche. Es wurde überhaupt alles abgesagt, wo es zu einem größeren Menschenauflauf kommen könnte.
Das öffentliche Leben ist mittlerweile zum Erliegen gekommen. Alle Geschäfte, Hotels, Restaurants, Bars und Kneipen haben geschlossen. Alle sollen zu Hause bleiben und es halten sich auch hier alle daran. Man soll einen Sicherheitsabstand von ca. 2 Metern zu anderen Menschen einhalten, falls man nach draußen geht. Es sind viele Büros geschlossen, damit die Mitarbeiter zu Hause bleiben können. Bei anderen funktioniert das Home-Office, so wie bei uns. Sogar die Bauarbeiter halten in ihrer Mittagspause den Sicherheitsabstand ein.
Wer hätte gedacht, daß sich die Lage so schnell verschlimmert? Vor zwei Wochen sah es noch so aus, als wäre alles keine große Sache oder zumindest schnell in den Griff zu bekommen.
Dann kamen immer mehr Berichte von Infizierten von überall auf der ganzen Welt. Das Kreuzfahrtschiff Grad Princess wurde hier vor der Küste festgesetzt, weil dort einige Passagiere mit Corona infiziert waren. Am Montag (09.03.2020) lief dann das "Seuchenschiff" im Hafen von Oakland ein. Wir haben das mit großer Sorge vom Fenster aus beobachtet.
Spätestens da wurde den meisten Menschen hier bewußt, wie dramatisch die Lage geworden ist. Bei uns in den Aufzügen hängt seitdem eine Anweisung, wie man eine Ansteckung verhindern kann. In der Lobby werden Atemschutzmasken und Handschuhe ausgegeben, wenn man sie haben möchte. Am Durchgang zu den Aufzügen steht ein Spender mit Desinfektionsmittel, den man benutzen kann.
Einkaufen ist schwierig, denn man muß viel improvisieren. Wir müssen sehen was es gibt und dann überlegen, was wir daraus machen. Beim letzten Mal haben wir nur sehr kleines Brot bekommen. Aber immerhin gab es noch Brot, wenn auch nicht sehr viel. Klopapier, Küchenrollen und was sonst noch in der Reihe war, war total leer gekauft. Ebenso die 20 m mit Tiefkühlprodukten, alles leer. Duschgel und Seife haben wir dann online bestellt. Wenn wir Glück haben, kommt die Lieferung am Freitag an.
Wir waren gestern (Mittwoch, 19.03.2020) bei Safeway, weil wir beim letzten Besuch nicht alles bekommen haben. Seit der Ausgangssperre gibt es da verschärfte Maßnahmen, d. h. es darf immer nur ein Kunde in den Laden, wenn ein anderer den Laden verläßt. Wir stellten uns in die Schlange und warteten geduldig. Als wir dran waren, wurden wir zurecht gewiesen, daß nur einer in den Laden gehen darf. Ich mußte im Auto so lange warten, bis Dirk mit dem Einkaufen fertig war. Das wird in den nächsten Wochen so sein. Deshalb wird Dirk dann zukünftig alleine einkaufen fahren. Alles andere macht einfach keinen Sinn.
Mein Gemütszustand ist momentan nicht gerade besonders gut. Da ich als Diabetikerin zur Risikogruppe gehöre, habe ich natürlich Sorge mich anzustecken. Erst recht, nachdem Dirk mir neulich sagte, daß ich meine Hände nicht richtig waschen würde und es so nichts nützt. Seitdem verlasse ich die Wohnung nur noch mit Handschuhen. Aber da sich das Einkaufen jetzt für mich erledigt hat, brauche ich das auch nicht mehr.
Es gibt noch einige Bilder die noch "zu verarbeiten" wären, aber das hebe ich mir für später auf. Für irgendwann, wenn ich mich wieder besser fühle. Ich leide sehr unter der Situation. Ich habe immer wieder Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Übelkeit, Durchfall, kann mich nicht richtig konzentrieren und ich liege oft nachts wach, noch öfter als sonst. Hoffentlich haben wir das bald überstanden.