Am Samstag ist Halbzeit. Wir sind also seit drei Wochen hier und fliegen in drei Wochen wieder ab. Es ist ziemlich viel passiert. Wir haben noch lange nicht alles gesehen, was man üblicherweise als Tourist sieht. Es gibt noch sehr viel zu entdecken und das werden wir auch nachholen, sobald wir etwas Zeit dafür haben. Urlaub, Arbeit, Alltagsdinge erledigen, Wohnung suchen und finden - alles das unter einen Hut zu bekommen, ist nicht ganz einfach.

Mittlerweile haben wir die Zusage für eine sehr schöne Wohnung bekommen. Wir haben den Mietvertrag (online!) unterschrieben und die Hausordnung erhalten, wo wirklich alles geregelt ist. Dirk hat sich durch das amerikanische online-Überweisungs-Chaos gequält und die ersten Überweisungen getätigt. Am 21. September soll eine Wohnungsbegehung stattfinden. Ob wir dann auch schon die Schlüssel bekommen oder erst am 22. September, wissen wir noch nicht. Das bekommen wir auch noch raus. Wir sind momentan dabei herauszufinden, wo man eine Erstausstattung der Wohnung sowie Möbel bekommt. Das ist teilweise doch recht spannend, denn hier ist wirklich alles ganz anders als in Deutschland.

Mittwoch waren wir in einem Möbelhaus in der Nähe von San José, weil Dirk in San Francisco kein Möbelhaus gefunden hat. Das Navi meinte, wir würden eine knappe Stunde brauchen. Ich war davon nicht so überzeugt. Die Navigation ist teilweise etwas verwirrend. Da wird die Route einfach so geändert und wenn man sich schon ganz links eingeordnet hat, soll man plötzlich rechts abbiegen. Das ist nicht immer machbar. Die Route wird dann einfach ohne Ankündigung neu berechnet. Teilweise ist das aber dermaßen unlogisch, daß wir dann im Zickzack fahren, obwohl man auch geradeaus hätte fahren können. Den Stau auf dem Highway haben wir natürlich auch gefunden. Blöderweise ist das auch die Strecke zum Flughafen. Da werden wir vermutlich etwas mehr Zeit einplanen müssen, wenn wir zurück fliegen.

Kaum hatten wir dieses Möbelhaus betreten, wurden wir auch schon überschwänglich begrüßt. Dirk sagte, daß wir uns nur umsehen wollen, um diese typischen Verkaufsgespräche zu umgehen. Viel genützt hatte es dann aber nicht. Kaum haben wir uns auf das erste Sofa gesetzt, kam auch schon eine nette Dame um die Ecke und fing ein Gespräch an. Anfangs fühlten wir uns schon sehr überfahren, aber letztlich führte sie uns durchs ganze Möbelhaus, immerhin drei Etagen mit Aufzug. Als es um die Matratzen ging, übernahm ihr Kollege dann.

Die amerikanischen Möbel sind eher rustikal gehalten. Es gab genau ein einziges Sofa, welches wir ansatzweise gut fanden. Das dunkelbraune Ledersofa hatte sichtbare Nähte, wie ein T-Shirt auf links gezogen - sehr merkwürdig. Aber es war ganz ok. Die anderen Sofas sahen alle komplett gleich aus, nur in unterschiedlichen Farben und Stoffen. Meistens gab es in der Mitte zwei Becherhalter (wie in unserem Leihwagen) und das eine Sofa hatte sogar einen Stauraum mit Klappe in der Mitte. Da konnte ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen. Das war wirklich zu komisch. Die Verkäuferin war sichtlich irritiert. Ich erklärte ihr, daß es sowas in Deutschland nicht gibt und ich das vorher noch nie gesehen habe. Vermutlich waren wir die ersten Deutschen, die sich in das Möbelhaus "verirrt" haben. Aber sie fand es lustig, daß sie an unserer Mimik immer gleich wußte, ob wir das Möbelstück mögen oder nicht. Offenbar ist das bei Amerikanern nicht üblich. Moderne Möbel gibt es eigentlich kaum, jedenfalls nicht so "modern", wie wir das kennen. Uns wurde ein "total moderner" Couchtisch gezeigt: Glasplatte in dieser Nierenform, was eher an die 50er Jahre erinnert. Als Dirk den Verkäufer (mittlerweile hatte "Mc. Schnauzbart" übernommen) aufklärte, lachten wir alle drei. Das hatte er offensichtlich noch nie gehört. Amerikanische Möbel sind entweder sehr rustikal oder sind im "Oma-Design" oder erinnern an die 50er Jahre. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag in dem Geschäft und nachdem uns eine Ratenzahlung angeboten wurde, machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause.

Donnerstag hat Dirk doch noch ein paar Möbelgeschäfte in San Francisco gefunden und ein Geschäft, wo wir unsere Erstausstattung kaufen können. Da gibt es auf zwei Etagen alles, was man so braucht: Handtücher in allen Größen und Farben, Geschirr, Staubsauger, Föhn, Bettbezüge, Küchenmaschinen und was nicht alles. Da werden wir mit Sicherheit fündig werden. Wir haben noch zwei Möbelgeschäfte inspiziert, wo es teilweise sehr schöne Möbel gab. Das letzte Möbelhaus bezieht die Möbel aus Kanada und das graue Ledersofa war genau nach unserem Geschmack, sehr weiches Leder und unglaublich bequem. Abends waren wir dann doch ziemlich müde vom Herumlaufen. Wir waren beide sehr froh, daß die Möbelhäuser früher schließen als normale Supermärkte und wir deshalb kein weiteres Möbelhaus abklappern konnten.

Freitag war erst mal arbeiten angesagt, bei uns beiden. Dirk ist mit seinem neuen Rucksack zu WeWork gegangen und ich habe mit dem kleinen Laptop zu Hause meine Arbeit erledigt. Mein großer Monitor hat mir doch ganz schön gefehlt. Sobald wir umgezogen sind, habe ich ihn wieder und darauf freue ich mich schon sehr. Jetzt sitze ich hier vor dem Blog, die Spülmaschine rumpelt vor sich hin und Dirk ist noch bei WeWork und füllt die nächsten Formulare für unsere neue Wohnung aus. In Deutschland ist sehr viel gesetzlich geregelt, hier ist das offenbar nicht so. Nachher müssen wir noch einkaufen gehen. Ob wir uns heute noch ein Möbelgeschäft vornehmen, kann ich noch nicht sagen. Die Liste ist noch nicht abgearbeitet.

Es gibt hier auch Firmen die Möbel für eine bestimmte Zeit vermieten. Dann hätten wir schon mal etwas wo wir schlafen können und könnten später ganz entspannt auf die Suche gehen. Vielleicht ist das die bessere Lösung. Viele Möbel haben auch ein paar Wochen Lieferzeit, sogar hier und ich kann mich nicht sofort für ein Bett oder ein Sofa entscheiden. Es ist ja auch immer eine Preisfrage. Wenn wir alle Geschäfte durch haben, werden wir mal alles durchrechnen und dann entscheiden.

Jetzt haben wir 18:00 Uhr in San Francisco, 3:00 Uhr in Deutschland und mittlerweile bin ich so müde, daß ich heute wohl nicht mehr durch die Möbelgeschäfte schlendern möchte. Letzte Nacht habe ich kaum geschlafen, hatte stundenlang Bauchkrämpfe und es war lausekalt, weil es so durch die undichten Fenster zieht. Ich könnte mich jetzt aufs Sofa legen und schlafen. Leider ist es zum einen sehr unbequem und dann noch ein Zweisitzer, also zum "lang-machen" nicht so gut geeignet. Außerdem ist unser Nachbar nach Hause gekommen. Ich glaube, die Wände hier sind noch viel dünner als in Bissendorf. Man hört wirklich alles. Selbst wenn ich einnicken könnte, wäre ich vermutlich sofort wieder wach. Mal sehen, wann Dirk nach Hause kommt. Wir haben in der ganzen Zeit noch nicht einen Abend vor dem Fernseher gesessen und es fehlt mir auch gar nicht. Das wird sich vermutlich ändern, wenn wir wieder zu Hause kochen. In dieser spärlich ausgerüsteten Küche ist das aber auch nicht machbar. So eine möblierte Wohnung ist offenbar nicht für längere Aufenthalte gedacht.