San Francisco

Nach dem Aussteigen mußten wir noch durch die Passkontrolle. Ich hatte schon mal gelesen, daß es manchmal länger dauert. Aber mit so einem Menschenauflauf hätte ich nie gerechnet. Das müssen Tausende gewesen sein. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Menschen auf einem Haufen gesehen. Die Schlange bis zu den Schaltern war irre lang. Gut, daß ich vorher nochmal auf der Toilette war. Wir standen über zwei Stunden an und wir hatten bestimmt noch eine Stunde vor uns, bis wir einen der Schalter erreicht hätten. Da wurde auf der linken Seite noch ein Schalter aufgemacht und wir standen wohl ganz günstig. Wir wurden angesprochen, das Absperrband gelöst und schon durften wir zum linken Schalter gehen. Damit haben wir bestimmt eine Stunde eingespart. Da ging es schnell, nach gut 15 Minuten waren wir an der Reihe. Zuerst wurden die Pässe verlangt, die Fingerabdrücke genommen und mit den aus der Botschaft verglichen und dann mußte Dirk einige Fragen beantworten. Ich mußte nicht viel sagen, aber meine Fingerabdrücke wollten sie natürlich auch haben. Alles war in Ordnung und wir durften offiziell einreisen.

"Willkommen in den Vereinigten Staaten von Amerika" steht da über den Schaltern (natürlich auf englisch). Unsere Koffer standen schon bereit, zwischen hunderten anderen Koffern. Wir hatten zu Hause bunte Streifen aufgeklebt, um sie schneller zu finden. Das war eine wirklich gute Idee. Kaum zu glauben, wie viele graue Koffer es gibt. Schließlich konnten wir das Gepäck auf so einem Gepäckwagen verstauen und den Ausgang suchen. Der Flughafen von San Francisco ist sehr viel größer als der Flughafen in Frankfurt und auch sehr viel unübersichtlicher. Wir wußten anfangs gar nicht, wo wir hin müssen. Aber wir fanden den Ausgang, rechts rum, links rum, noch mit dem Aufzug fahren, dann wieder ein langer Gang... das sind echt lange Wege. Schließlich haben wir den Air-Train-Bahnhof gefunden. Das ist so eine Stadtbahn in San Francisco. Ich wollte schon zu der rechten Bahn ("rote Linie") stürmen, da meinte Dirk, daß wir die "blaue Linie" nehmen müssen, also dann die rechte Seite. Die Bahn kam dann auch recht schnell. Diese Schienenbahn sieht fast aus wie aus Half-Life (Bärbel und Papa: das ist ein Computerspiel). Die Bahn brachte uns dann zum Busbahnhof, wo wir auf den Bus von Sixt warteten. Gut, daß sich Dirk vorher schon mal schlau gemacht hat. Ich hätte das nicht gefunden. In Deutschland sind die Autovermietungen direkt am Flughafen und da gibt es auch keine Busse, die Passagiere und Koffer zu den Autovermietungen bringen. Na ja, hier ist wirklich alles anders als in Deutschland.

Wir haben ein BMW X2 mit einem englischen Navi, ist ja logisch. Manchmal ist es verwirrend, welche Straße eigentlich gemeint ist, denn auf der kleinen Navi-Karte ist es nicht immer eindeutig zu erkennen. Mit vereinten Kräften haben wir schließlich das gelbe Haus mit den grünen Fenstern gefunden, wo wir in den nächsten Wochen wohnen werden. Die Parkplatzsuche gestaltete sich schwierig, aber letztlich haben wir einen gefunden und konnten unser Gepäck ausladen. Wir mußten die Koffer gut festhalten, denn es ging zu unserer Wohnung bergab. Hätte ich den Koffer los gelassen, wäre er bestimmt bis ins Meer gerollt. Die Schlüssel haben wir in einer Box vor dem Gartentürchen mit Pin-Code ausgelöst. Kaum waren wir in diesem kleinen Vorgarten hörten wir laute Musik. In der Wohnung machten wir erst mal einen Rundgang, ich hängte die verknitterten Jacken auf und am liebsten wäre ich gleich schlafen gegangen. Wir waren beide ziemlich kaputt. Nachdem wir uns etwas ausgeruht haben, fuhren wir zu Whole Foods (ein Supermarkt) und kauften ein paar Flaschen Mineralwasser. Wir hatten seit Mittag nichts mehr gegessen und dieser kleine Salat im Flugzeug war schon längst verdaut. Total erschöpft, hungrig und müde gingen wir zu Fuß los und wollten ein nettes Restaurant finden. Restaurant würde ich das nicht bezeichnen, was uns da so begegnet ist. Das ist kaum größer als unser Wohnzimmer zu Hause und überall war es voll und laut und sehr teuer. Eine Pizza für 31 Dollar wurde da angeboten, aber nur mit Wartezeit. Dirk hatte vom Leopolds gelesen und wir dachten, es wäre sowas wie das Paulaner. Es ist bestenfalls eine schlechte Kopie in Miniformat davon und es war so laut, daß man sein eigenes Wort nicht verstanden hat. Überall muß man anscheinend vorher einen Tisch reservieren. Spontan hingehen und essen, so wie wir das aus Deutschland kennen, geht hier nicht. Wir schleppten uns wieder die Berge hoch und ich hatte kaum noch Kraft für die paar Stufen rauf ins Wohnzimmer. Wir waren ratlos. So hatten wir uns das wirklich nicht vorgestellt. Dirk ist dann alleine nochmal los gefahren und hat ein paar Pizza-Dreiecke und kalte Bier mitgebracht. Während er unterwegs war, saß ich nur regungslos auf dem Sofa, unfähig irgend etwas zu tun. Ich war so kaputt.

Die laute Musik der Nachbarn wurde immer lauter. Es war Samstag Abend, wir wollten schlafen und unter unserer Wohnung tobte lautstark die Party. Dirk schrieb dem Vermieter eine Mail. Wir waren so frustriert und wollten einfach nur unsere Ruhe haben. Die Party ging bis kurz nach 1:00 Uhr. Die Fenster hier sind nicht wirklich dicht und der Verkehrslärm ist schon gewaltig. Samstag Nacht habe ich bestimmt 20 Mal die Polizeisirene gehört. Es ist kein Neubau, aber es machte im Internet alles einen sehr guten Eindruck und die Aussicht hier ist einfach traumhaft. Wir können zum Coit-Tower sehen (das Bild oben) und wir sehen das Meer. Die Bay Bridge, die rüber nach Oakland geht, ist von hier auch zu sehen. Nachts ist alles beleuchtet und das ist wirklich sehr hübsch.

Die laute Musik fing Sonntag früh gegen 8:00 Uhr auch schon wieder an. Zum Glück blieb das nicht stundenlang. Eigentlich wollten wir irgendwo gemütlich frühstücken gehen, aber sowas wie ein Bistro gibt es hier wohl nicht. Es gibt entweder Kaffee in Pappbechern oder es gibt etwas zu essen, beides zusammen haben wir nicht gefunden. Es war schon nach 13:00 Uhr und wir hatten dank Kaffeemangel tierische Kopfschmerzen, Hunger natürlich auch. Wir fuhren dann wieder zu Whole Foods, um Brot, Wurst, Käse, Butter und Milch zu kaufen und um unseren Wasservorrat aufzufüllen. Zu Hause probierten wir diese komische Kaffeemaschine aus. Der Kaffee ist nicht mit unserem Cappucchino (schreibt man das so?) zu vergleichen, aber es war besser als kein Kaffee. Vom Brot haben wir noch einen Rest, damit wir morgen zu Hause frühstücken können.

Momentan ist es ruhig. Dirk hat sich hingelegt und schlummert seit gut zwei Stunden. Er wollte nur kurz eine halbe Stunde schlafen. Aber immer wenn ich ihn nach einer halben Stunde wecken soll, meint er, daß er noch eine halbe Stunde braucht. Kann er haben, ist ja kein Problem. Mittlerweile sind es schon über zwei Stunden, aber um 19:00 Uhr will er dann wirklich aufstehen. Dann wollen wir uns mit dem Auto auf Futtersuche machen. Hoffentlich klappt das besser als gestern.

Die Straßen sind teilweise so steil, daß man bergauf in den Himmel guckt und die Straße nicht mehr sieht. Oft gibt es an den Kreuzungen dann Stoppschilder. Allerdings fährt hier immer derjenige, der als erster an der Kreuzung ist. Da müssen alle aufpassen und es funktioniert.